Aus anderen Kontinenten


Heißer Sommer in Peru
Am 13. August gab es kein Halten mehr: Allein in der Hauptstadt Lima gingen 50.000 auf die Straße und die Gesamtzahl im ganzen Land wird auf Hunderttausende geschätzt. Auch der neue Präsident Pedro Pablo Kuczynski mit seiner Frau und mehrere Minister solidari-sierten sich mit den Protestierenden. Er forderte: „Nie wieder Gewalt gegen Frauen und Kinder" und „Wir wollen uns für eine Kultur des Friedens und der Toleranz einsetzen", zuvor hatte er angekündigt, seine Regierung werde Anlaufstellen für Frauen schaffen, wo sie angesichts grassierender Gewalt ihre Klagen vortragen und öffentlich machen könnten.


Die Justizministerin Marisol Pérez Tello sagte, für eine erfolgreiche Politik der Gleichberechtigung müsse das Land mit seiner traditionellen Macho-Kultur brechen. Dazu sollten auch die Polizisten in ihrer Ausbildung stärker für das Thema sensibili-siert werden - nach Behördenangaben hat rund ein Drittel der Opfer ihren Peiniger schon vorher einmal angezeigt.
Es waren die bisher größten Demonstrationen gegen Gewalt gegen Frauen in Peru. Die Zeitung „La República" nannte die Proteste „historisch", das Motto des Marsches „Ni una menos“ – „Nicht eine weniger“, geht auf die ermordete mexikanische Aktivistin Susana Chávez zurück. Die Demonstrantinnen kritisierten unter anderem die Gleichgültigkeit der Justiz gegenüber Gewalt-verbrechen an Frauen. Männer kämen oft mit einer geringen Strafe davon.
Im vergangenen Jahr registrierten die peruani-schen Behörden 95 Frauenmorde, in diesem Jahr sind es bereits 54 sowie 118 Mordversuche. Allein in der vergangenen Woche überlebten drei Frauen die grausamen Angriffe gegen sie nicht. Die Dunkelziffer wird weit höher eingeschätzt. Zuletzt wurde eine sechsfache Mutter von ihrem Mann mit einem Ziegelstein erschlagen, weil sie in sein Essen zu viel Knoblauch getan hatte.

Die Weltgesundheitsorganisation führt Peru in einem 2013 erschienenen Bericht auf Platz drei der Länder mit der höchsten Zahl von weiblichen Opfern sexueller Gewalt durch ihre Partner. Laut der Ombudsbehörde werden jeden Monat zehn Frauen von ihren Partnern getötet. Eine Studie derselben aus dem Jahr 2015 zeige, dass 81 % der Frauen, die einem Tötungsversuch entgingen, danach keinerlei Schutz von den Behörden erhielten. Umfragen zufolge halten 74 Prozent der Einwohner Limas die Gesellschaft für frauen-feindlich – gleichzeitig aber vertreten 53 Prozent die Auffassung, dass eine Frau im Minirock selbst schuld daran ist, wenn sie belästigt wird.

Ähnliche Proteste hatte es jüngst in anderen lateinamerikanischen Ländern gegeben, so in Brasilien und Argentinien. Die Massenvergewaltigung einer 16-Jährigen hat in Brasilien Proteste in mehreren Städten ausgelöst. Für die Demon-stranten ist das Verbrechen kein Einzelfall, sondern ein Symptom der Machokultur. Der brutale Übergriff hatte in ganz Brasilien Entsetzen und Proteste ausgelöst. Nun wurden bei der Fahndung nach den Vergewaltigern des Mädchens Erfolge gemeldet. Gesucht wird nach etwa 30 Männern.

Mindestens 277 Frauen wurden im Jahr 2014 in Argentinien ermordet, meistens von ihren Partnern. Auch dort zogen jetzt zehntausende Menschen aus Protest auf die Straßen.